Spagyrik
Die Bezeichnung „Spagyrik“ (aus griech. spao = „trennen“ und ageiro = „vereinigen, zusammenführen“) ist ein von Paracelsus eingeführter Begriff, der von ihm synonym für Alchemie verwendet wurde. Die Aufgabe der Alchemie sah er nicht etwa in der Herstellung von Gold, sondern in der Herstellung von Arzneimitteln. Er wählte darum die Bezeichnung „Spagyrik“ zur Abgrenzung gegenüber anderen Richtungen. In der Folge wurde die Spagyrik als der medizinische Bereich der Alchemie angesehen. Spagyrika sind demnach Arzneimittel, die auf Basis der alchemistischen bzw. spagyrischen Erkenntnisse hergestellt werden. Als Ausgangsmaterial für Spagyrika kamen pflanzliche, mineralische und animalische Stoffe zur Verwendung.
Jede Substanz enthält nach Ansicht der Spagyriker ein gutes, heilsames und ein ihm widerstrebendes böses, schädliches Prinzip und sie entwickelten Methoden, um das Gute vom Bösen zu scheiden. Durch Gärung, Destillation, Veraschung, Extraktion und Filtration und ähnliche Prozeduren werden wertvolle Bestandteile zuerst von den schädlichen separiert und anschließend die heilsamen Fraktionen auf kustvolle Weise wieder vereinigt.
Die Alchemie der Zukunft – der Labortisch muss zum Altar werden
„Die Erde wird von der Wissenschaft mechanisch, physisch, chemisch beschrieben. Doch jetzt stehen wir vor einer Umkehrung auf diesem Gebiete. Eine Anschauung wird heraufkommen, die die Erde nicht mehr aus lauter mineralischen Kräften, sondern aus Pflanzenkräften, das heißt ätherischen Kräften ableiten wird. Die Pflanze hat ihre Wurzeln nach dem Mittelpunkt der Erde gerichtet, ihr oberer Teil steht in einem Verhältnis zur Sonne. Das sind die Kräfte, die die Erde machen zu dem, was sie ist. Die Schwerkraft ist nur sekundär. Die Pflanzen sind vor den Mineralien da, ebenso wie die Steinkohle früher Pflanze war. Das wird man in kurzem entdecken. Die Pflanzen geben dem Erdplaneten die Gestalt und geben dann noch die Substanz ab, aus der der mineralische Boden entsteht. Die Wachstumskraft des Pflanzenreichs wird der Mensch in sich aufnehmen, dann befreit er sich von den Kräften, die ihn jetzt daran hindern, den Christus zu schauen. Geisteswissenschaft soll dazu mitarbeiten. Das ist aber unmöglich solange die Menschen meinen, daß das Aufsteigen des Physischen zum Ätherischen nichts mit dem Innern des Menschen zu tun hat. Im Laboratorium ist es gleichgültig, ob man ein moralisch hochstehender oder tiefstehender Mensch ist. Nicht aber ist das der Fall, wenn man es mit Ätherkräften zu tun hat. Die moralische Veranlagung geht dann in das Produkt über. Daher wäre es für den heutigen Menschen noch nicht möglich, diese Fähigkeit zu entwickeln, wenn er so bleibt wie er ist. Der Laboratoriumstisch muß erst zum Altar werden. Das wird schon bald kommen. Diejenigen, die werden sagen können: «Nicht ich, sondern der Christus in mir», werden die Pflanzenkräfte kombinieren können, so wie man es heute mit den mineralischen Kräften versteht. Es werden Menschen dazu kommen, den Christus zu schauen in seiner Äthergestalt; sie werden die ätherische Erde schauen, aus der die Pflanzenwelt entsprossen ist. Derjenige, der diese Wissenschaft im höchsten Maße besitzen wird, wird der Maitreya-Buddha sein, der in ungefähr 3000 Jahren kommen wird. Gelingt das nicht, dann würde die Erde in Materialismus versinken und die Menschheit müßte von neuem anfangen, entweder – nach einer großen Katastrophe – auf der Erde selber oder auf einem nächsten Planeten.“ (Lit.: GA 118, S. 90f)
Chinesische Alchemisten
In China haben sich innerhalb daoistischer Strömungen solche der Inneren Wandlung Neidan und solche der äußeren Wandlung Waidan herausgebildet, die in ihren Anfängen allerdings noch nicht geschieden waren. Das mit dem Prinzip des Dao verknüpfte Streben nach Unsterblichkeit – allerdings eigentlich im Sinne der Vollendung und Einswerdung im Dao – wurde ganzheitlich auf Körper und Geist bezogen, sodass es auch einige Alchemisten innerhalb der chinesischen Geschichte gab, die ersuchten Metalle zu veredeln, dabei nebenbei das Schießpulver entdeckten und nach einem Elixier [dan] suchten, das irdische Unsterblichkeit ermögliche. Dies war aber als Ergänzung zu den inneren Arbeiten Qigong, Meditation, Fasten etc. gedacht.
Die ersten Spezialisten in den Künsten der Unsterblichkeit waren die Fangshi, die als einsiedlerische Weise in den Bergen lebten, schamanistische Praktiken anboten, von Kaisern und Adeligen besucht und gelegentlich unterstützt wurden.
Aus dieser Tradition kommt Wei Boyang, Autor des ältesten chinesischen alchemistischen Traktats Thouyi cantong qi („Über das Vereinigen der Entsprechungen“), der gemäß der Legende während des 2. Jh. u.Z gelebt haben soll. Ihm wird folgender Mythos nachgesagt: Nachdem der Hund an einem Experiment das rechte Elixier betreffend tot umfiel, sprach der Meister: „Ich habe den Weg der Welt, meine Familie und Freunde aufgegeben, um in den Bergen zu leben. Es wäre schamvoll, zurückzugehen, ohne das Dao der heiligen Unsterblichen gefunden zu haben. Durch dieses Elixier zu sterben kann nicht schlechter sein, als ohne es zu leben. So muss ich es dann zu mir nehmen.“ Auch er schluckte das Elixier und fiel auf der Stelle tot um. Nachdem die enttäuschten Schüler gegangen waren, erwachten Hund und Meister und schwebten zum Himmel empor, um Unsterbliche zu werden.
Ein anderer war Ge Hong (284-364 u.Z.). Sein Hauptwerk heißt Baopuzi („Er, der den unbehauenen Klotz umarmt“ oder „Der Meister, der die Schlichtheit umfaßt“). Die Shangqing-Schule nahm später einige seiner Techniken auf.
Lü Dongbin, einer der Acht Unsterblichen, soll einer der ersten gewesen sein, der sich ausschließlich der Inneren Alchemie zuwandte. Sein Schüler war Liu Haichan; von diesem soll Zhang Boduan (987-1082 u.Z.) sein Wissen erhalten haben. Er schrieb das Wuzhen pian („Über das Begreifen der Wirklichkeit“), welches die Ausdrucksweise der äußeren Alchemie auf die inneren Wandlungen überträgt. Ziel sei die Erschaffung des shengtai („geistiger Embryo“ der Unsterblichkeit). Es begründeten sich nach seinem Tod viele Schulen des Neidan. Seine Schüler begründeten etwa den südlichen Zweig der „Schule der Vollkommenen Wirklichkeit“ (wörtlich: Der Weg der Verwirklichung der Wahrheit“).